Ein Hamburger Kaufmann im Spiegel der Tagebücher seiner Ehefrau
Neues Lebensbild in der Reihe "Mäzene für Wissenschaft" veröffentlicht
Zusammen mit seinem Bruder Albertus importierte er Guano aus Peru und stieg zu einem der reichsten Kaufleute Hamburgs auf. Trotzdem ist der Name Heinrich Freiherr von Ohlendoff heute nur noch wenigen in der Hansestadt bekannt – Anlass genug, ihm eine Biographie zu widmen. Verfasst hat sie Hans Joachim Schröder, erschienen ist sie als fünfzehnter Band der von der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung herausgegebenen Reihe "Mäzene für Wissenschaft".
Exkremente von Seevögeln als Ausgangspunkt eines unerhörten Reichtums! Der Hamburger Volksmund nannte die Ohlendorff-Brüder – wenig schmeichelhaft – "Schietbarone", der bekannte Hamburger Architekt Martin Haller sprach von den "jungen Guanorittern" und Kaiser Wilhelm I. erhob sie 1873 in den Adelsstand. Nüchternheit und praktischer Sinn waren der Hamburger Kaufmannschaft seit jeher eigen.
1858 heiratete die junge Elisabeth Martens Heinrich Ohlendorff und gründete mit ihm eine zwölfköpfige Familie. Nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes 1880 begann sie, Tagebuch zu schreiben. Bis zu ihrem Tod 1928 füllte sie in staunenswerter Regelmäßigkeit 45 dickleibige Notizbücher. Die ungefähr 20.000 Seiten, bislang noch niemals gründlich ausgewertet, gewähren spannende Einblicke in das Leben und das Selbstverständnis einer aufstrebenden, dabei fest in die Gesellschaft des Hamburger Großbürgertums integrierten Familie. Sie ermöglichen es, Heinrich Freiherr von Ohlendorff im Spiegel der Tagebücher seiner Frau zu porträtieren. Gleichzeitig lässt sich mit ihrer Hilfe ein faszinierendes Panoramabild der "feinen" Hamburgischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeichnen.
Hans Joachim Schröders Lebensbild fördert eine Fülle interessanter und zum Teil sehr persönlicher Details aus dem Ohlendorffschen Familienleben zutage: von den großen, für Hamburg bedeutenden Angelegenheiten bis hin zu mancher Marotte des Hausherrn, etwa wenn über seine "Skatsucht" geklagt wird. Aufstieg und Untergang einer Hamburger Familie, die in mancherlei Hinsicht an die Buddenbrocks erinnert, lassen sich aus nächster Nähe beobachten. Ein ganz besonderer Blick hinter die Kulissen!
Die erste Biographie dieses bedeutenden Hamburger Kaufmanns, der 1907 zu den Donatoren der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung gehörte.
Die Biographie erscheint bei Hamburg University Press und kann direkt dort (keine Versandkosten) oder im Buchhandel (ISBN 978-3-943423-09-9) bestellt werden.