Auszeichnung für die Juristin Dr. Antonia Sommerfeld

Werner-von-Melle-Preis 2021 für eine Arbeit über Rechtsflucht und die Hinterfragung der Notwendigkeit einer AGB-Reform

Die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung und die Edmund-Siemers-Stiftung verleihen zum fünften Mal den Werner-von-Melle-Preis. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet junge Hamburger Wissenschaftler:innen für herausragende Dissertationen aus, die besondere gesellschaftliche Relevanz besitzen. Das diesjährige Thema lautete "Internationale Ordnung – Entwicklung, Herausforderungen – Perspektiven". Der Werner-von-Melle-Preis 2021 geht an die Juristin Antonia Sommerfeld für ihre Dissertation "AGB-Reform und Rechtsflucht. Einfluss der Rechtsflucht von Unternehmen auf Reformüberlegungen bezüglich des AGB-Rechts in Handelsverträgen". Ekkehard Nümann, Präsident der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, überreichte der Preisträgerin im Beisein der Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am 8. Dezember im Rahmen einer Festveranstaltung in der Handelskammer.

Nümann unterstrich bei der Preisverleihung in der Handelskammer Hamburg: "Dr. Antonia Sommerfeld hat die Auszeichnung mit unserem Werner-von-Melle-Preis 2021 für ihre ebenso gründliche wie reflektierte Arbeit über das strittige Thema der Rechtsflucht deutscher Unternehmen hoch verdient. Sie wägt argumentationsstark ab, welche Vor- und Nachteile sich mit den einzelnen Regelungsoptionen verbinden. Außerdem analysiert sie rechtliche Handlungsbedarfe im unternehmerischen Geschäftsverkehr. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zu einer anhaltenden Reformdebatte. Diese Arbeit belegt die Bedeutung der rechtswissenschaftlichen Expertise über das enge juristische Feld hinaus – so wie unser Gründer Werner von Melle als Jurist und weit darüber hinaus wirkte."

Katharina Fegebank: "Der Werner-von-Melle-Preis hat einen festen Platz unter den Hamburger Wissenschaftspreisen. Ich bedanke mich herzlich bei der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung und der Edmund Siemers-Stiftung für diesen großzügigen Preis, der jungen Forscher:innen neue Möglichkeiten eröffnet, vielen wichtigen Fragen nachzugehen und Antworten für die ganze Gesellschaft zu finden. Mit Dr. Antonia Sommerfeld ist dieses Jahr eine vielversprechende junge Juristin für ein wissenschaftliches Thema ausgezeichnet worden, das im Alltag das Leben vieler Menschen berührt. Zu dieser Auszeichnung gratuliere ich ihr sehr herzlich und wünsche ihr viel Erfolg für ihren weiteren Werdegang."

Zur Preisträgerin

Antonia Sommerfeld (*1991 in Hamburg) studierte Rechtswissenschaft in Hamburg und Aix-en-Provence und arbeitete als Wissenschaftliche Assistentin am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg. Ein Forschungsaufenthalt führte sie an die Universität Cambridge. Derzeit ist sie Referendarin am Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg. Ihre Dissertation ist unter dem Titel „AGB-Reform und Rechtsflucht. Bedeutung der Rechtsflucht für die AGB-Reformdebatte im unternehmerischen Rechtsverkehr“ 2021 im Verlag Mohr Siebeck, Tübingen, in der Schriftenreihe „Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht“ erschienen.

Die Preisträgerin bedankte sich für die Auszeichnung und umriss ihre Forschungsfragen: "Mich interessierte: Flüchten deutsche Unternehmen tatsächlich aufgrund des nationalen AGB-Rechts durch Rechtswahl in ihren Handelsverträgen in ausländische Rechtsordnungen? Wie liberal ist die Kontrolle von Haftungsausschlussklauseln in AGB in anderen Rechtsordnungen letztlich? Welchen Unternehmen würde eine 'liberalisierende' Reform nützen und welchen schaden – und welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für die Ausgestaltung des deutschen AGB-Rechts? Meine Forschungen zeigen, dass es sinnvoll ist, zwischen verschiedenen unternehmerischen Verträgen zu differenzieren. Der Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen beträgt in Deutschland 99,4 Prozent. Wenn überhaupt, scheint also eine liberalere AGB-Kontrolle nur in internationalen Verträgen und Verträgen mit Großunternehmen zweckmäßig."