Sokrates in Pöseldorf
Erwin Panofsky – vom wissenschaftlichen Nobody zum "Einstein der Kunstgeschichte"
Ein "Lehrer mit genialem Profil und Charisma", ein "sprachsensibler Gedächtnisriese", der "Einstein der Kunstgeschichte" – Erwin Panofsky ist als wissenschaftliche Ausnahmefigur in die Geschichte eingegangen. Sein Name steht für die Entwicklung und Anwendung einer neuen Methode, der Ikonologie: der Interpretation eines Kunstwerks aus seinem kulturhistorischen Kontext heraus. Wo sich die Kunstgeschichte bisher eher mit Stilkritik und Zuschreibungsfragen beschäftigt hatte, rückten nun große geistesgeschichtliche Horizonte in ihr Blickfeld. Von seinem späteren Wirkungsort Princeton aus hat Panofsky dieser Methode Weltgeltung verschafft. Entstanden aber ist die Ikonologie in Hamburg, wo er an der gerade gegründeten Universität als erster Ordinarius für Kunstgeschichte wirkte – und wo er im Umfeld Aby Warburgs und dessen »Kulturwissenschaftlicher Bibliothek« entscheidende Impulse erhielt. Panofsky wurde 1934 zur Emigration gezwungen. Bis zum Ende seines Lebens hat er die gut dreizehn Jahre, die er in Hamburg verbracht hat, als "die glücklichsten und fruchtbarsten seines Lebens" bezeichnet.
In ihrer neuen Publikation Sokrates in Pöseldorf. Erwin Panofskys Hamburger Jahre fragt Karin Michels nach den Hintergründen: Wie sah die Konstellation aus, die diese intellektuelle Erfolgsgeschichte ermöglichte? Und warum spielte Hamburg in ihr eine so große Rolle? Der erste Band der neuen Reihe "Wissenschaftler in Hamburg" erscheint im Wallstein Verlag und kann direkt dort oder im Buchhandel (ISBN 978-3-8353-3155-6) bestellt werden.