Diamanten, Dynamit und Diplomatie: Die Lipperts
Hamburger Kaufleute in imperialer Zeit
Mit dem gerade erschienenen 20. Band der Reihe "Mäzene für Wissenschaft" steht ein kleines Jubiläum an. Die neue Publikation wirft einen Blick auf die Brüder Ludwig, Wilhelm und Eduard Lippert. Als Hamburger Kaufleute trieben sie seit Ende der 1850er Jahre erfolgreich Handel mit Südafrika. Drei Hamburger Leben: als Kunstsammler, Stifter, Bauherren, Gutsbesitzer, reich an Kämpfen, Schicksalsschlägen, Niederlagen und Siegen. Und hier erstmals von Henning Albrecht beschrieben.
Ludwig Lippert wurde 1835 als Mitglied einer Hamburger Familie geboren, die zum christlichen Glauben konvertiert war. Bereits 1857, nach dem Tod seines Vaters, trat er in die elterliche Firma David Lippert & Co ein und wurde Kaufmann. Ursprünglich im Wollhandel mit dem südlichen Afrika tätig, stieg er Anfang der 1870er Jahre in das Geschäft mit den dort entdeckten Diamanten ein und kam rasch zu beträchtlichem Vermögen. Zu Beginn der 1880er Jahre geriet sein Geschäft jedoch in Turbulenzen, die zu Verlusten in Millionenhöhe führten. Doch durch eine Neuausrichtung und Verlagerung der Aktivitäten und durch enorme Energie und Disziplin gelang es ihm, erneut zu Wohlstand zu gelangen.
Ludwig Lippert trug eine umfangreiche Kunstsammlung zusammen. Zugleich war der 1918 Verstorbene ein namhafter Philanthrop. Nicht nur war er einer der ersten Förderer des monumentalen Bismarck-Denkmals am Hamburger Hafen, auch an der Begründung der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, der finanziellen Keimzelle der späteren Universität, hatte er seinen Anteil.
Hoch interessante Verbindungen bestehen von Ludwig Lippert zu seinen jüngeren Brüdern, Eduard und Wilhelm. Letzerer wurde Hamburger Konsul in Kapstadt just zu jener Zeit, als das Kaiserreich "Deutsch-Südwest" erwarb, die erste Kolonie. Der verwegenste der drei Brüder, Eduard, war ein einflussreicher Kaufmann, Finanzier und Politiker, der vielfältige Spuren im südlichen Afrika hinterlassen hat. 1887 erlangte er von der Regierung der Südafrikanischen Republik das Monopol für die Dynamitherstellung, das infolge der Intensivierung des Bergbaus in Transvaal außerordentlich lukrativ und entsprechend umstritten war. Daneben spielte er – als Konkurrent von Cecil Rhodes – eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Südrhodesien. 1895 nach Hamburg zurückgekehrt, wandte auch er sich zahlreichen wohltätigen Aktivitäten zu und förderte u.a. die Hamburger Sternwarte in Bergedorf.
Die Biographie erscheint bei Hamburg University Press und kann direkt dort (keine Versandkosten) oder im Buchhandel (ISBN 978-3-943423-45-7) bestellt werden.