Risikobereit, ehrgeizig und global aktiv
Neue Biographie porträtiert den enorm vielseitigen Kaufmann Rudolph Brach und sein Wirken weit über Hamburg hinaus
Rudolph Brach, 1829 als Sohn jüdischer kleiner Kaufleute in Alzey bei Mainz geboren, wanderte 1848 an den Rio Grande aus: "Der Zug, der Drang der Zeit ging nach Amerika“, sollte er sich später erinnern. Als gemachter Mann kehrte er 1861 nach Deutschland zurück und gründete in Hamburg die Handelsfirma Brach & Schönfeld neben seiner Wohnung am Neuen Jungfernstieg. Nie beschränkte er sich auf einen Geschäftszweig, sondern beteiligte sich an zahlreichen wirtschaftlichen Unternehmungen: so 1872 an der Gründung der Transatlantischen Dampfschifffahrtsgesellschaft, der sogenannten Adler-Linie, und im selben Jahr an der der Kosmos-Linie, in der er über mehrere Jahrzehnte als Vorstandsmitglied wirkte und die um 1900 zur weltgrößten Dampfschifffahrtslinie werden sollte. Neben seinen Aktiengeschäften investierte Brachzudem in Immobilien und erwarb dabei etwa zwei Häuser an der neuen Prachtstraße Colonnaden mitten in der Hansestadt, an deren Erbauung er maßgeblich beteiligt war.
Die Historikerin Alexandra Gittermann, Autorin der Ende März erscheinenden Doppelbiographie Rudolph und Friederike Brach. Vom Rio Grande an die Elbe, schildert das Leben eines vielseitigen Kaufmanns und seiner Familie, ihre Erfolge und ihre Verfolgung. Sie charakterisiert Rudolph Brach als bestens vernetzten, einfallsreichen und außergewöhnlich risikobereiten Kaufmann. Akribisch zeichnet sie in ihrem Lebensbild die wirtschaftlichen Verflechtungen von Brachs geschickten kaufmännischen Tätigkeiten nach und spart nicht aus, dass er nach seinen Jahren in den Südstaaten der USA die Sklaverei befürwortete.
Alexandra Gittermann über Rudolph Brachs Risikobereitschaft und seinen global orientierten Geschäftssinn: "Brach, eine ungemein aktive Persönlichkeit, suchte den ständigen Aufbruch. Er stürzte sich in alles, was die neue Zeit ausmachte. Mit anderen gründete er zwei Dampfschiff-Reedereien, er kaufte Eisenbahn- und Stahlaktien, beteiligte sich an Minen und handelte mit Eisenerz aus Nordspanien. Er etablierte ein Handelshaus im aufstrebenden Alexandria, gründete eine Brauerei in Hamburg und nahm durch Immobiliengeschäfte intensiv am rasanten Wachstum seiner neuen Heimatstadt teil."
Bei seinem Tod 1907 hinterließ Brach seiner Familie ein beträchtliches Vermögen sowie eine stattliche, von Martin Haller entworfene Villa an der Hamburger Außenalster. Noch im Todesjahr spendeten die Erben zu seinem Gedenken 100.000 Mark für die Gründung der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung.
Dr. Ekkehard Nümann, Präsident der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, betont: "Rudolph Brach und seine Frau Friederike führten ein international ausgerichtetes Leben. Obwohl sie finanziell erfolgreich, geschäftlich geachtet und kulturell vielfach engagiert waren, blieben sie als Juden in der höheren Hamburger Gesellschaft Außenseiter. Vor allem Friederike Brach und ihre Kinder mussten erleben, wie der immer aggressivere Antisemitismus sie zunehmend isolierte und am Ende ins Exil trieb. Dass die heute in England lebenden Nachfahren durch Dokumente aus dem Familienarchiv maßgeblich zum Entstehen dieser Biographie beigetragen haben, ist ein Glücksfall. Wir sind ihnen dafür sehr dankbar."
Die Publikation erscheint im Wallstein Verlag und kann direkt dort oder im Buchhandel (ISBN 978-3-8353-5309-1) bestellt werden.